Sep 082019

St. Vitus Altenoythe

1. Die Vitus-Kirche Altenoythe -  ein Überblick

2. Eine Führung in Stichworten

3. In der Vitus-Kirche

4. Die Grabplatte der Anna von Kobrink

5. Ein Gang um die Vitus Kirche

6. Die evangelische Zeit

7. Nachtrag dazu

8. Rätselhafte Inschriften am Kirchturm

9. Altes und Neues von der Vitus-Kirche

10. Seltene Pflanzen auf der Kirchhofsmauer

11. Neue Planze aus der Roten Liste neben der Vitus Kirche

12. Das Kriegsgefangenengrab

13.  Nachtrag Soldatengrab

14. Das älteste Fundstück in der St. Vitus-Kirche

15. Das Sakramentenhäuschen

16. Der Tragaltar

17. St. Vitus Friesoythe

18. Undichtes Portal

19. Der Altenoyther Barockaltar in St. Vitus Löningen

20. Die Kellergrabsteinplatten neben der St.-Vitus-Kirche

21. Die Ähnlichkeit mit dänischen Kirchen; “Comics in der Kirche”

22. Die Altenoyther Kirche im Laufe der Jahrhunderte – Mit Grundrissen und Ansichten

23. Interessantes über die “Pfarre zu Eute” nach Visitationsberichten aus dem 17. Jahrhundert

24. Rubens-Gemälde in Bösel – Kapellengemeinde gehörte damals noch zur Pfarrei Altenoythe

Bild (77)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Auf diesem Foto sind noch Teile der alten Schule, der alten Kirchhofsmauer und der Gaststätte van Uchtrup zu sehen.

Bild (79)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Postkarte Verlag H.B. Schepers, Friesoythe um 1941. Wohl zufällig aus der gleichen Perspektive wie das vorhergehende Bild!

Bild (123)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Jos. Imsieke, Cloppenburg

Aus “Volkstum und Landschaft” Juni 1936   5. Folge

Einige Jahre zuvor. Wiederum aus fast gleicher Perspektive!

Bild (129)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Pfarrer Bünger Wettbewerb in “Heimatblätter”  unter der Rubrik “Die Heimat im Bild” (Seite 9). 1929

Kirche efeubewachsen! Heimatblätter, “Zeitschrift des Heimatbundes für das Oldenburger Münsterland”

 

 

Bild (120)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto: Harry Hamschmidt, Altenoythe

(aus “Volkstum und Landschaft” Nr. 13  Oktober 1951 Seite 8)

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Foto-Engels Cloppenburg. “Volkstum und Landschaft” vermtl. Juni 1951. Nummer 11.

Zwei ältere Damen in Sonntagstracht vor Portal

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1982 Münsterländische Tageszeitung. Foto H. Strickmann. (Foto lt. Strickmann in NWZ  vom 9. Juni 1990 aus dem Jahre 1920!)

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Bericht Stratmann/Pille 1957!

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (126)

 

 

 

 

 

 

 

Die Kirche 1985 “Volkstum und Landschaft”  Nr.37 Seite 11

 

1. Die St. Vitus-Kirche Altenoythe

 

Bild (83)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

St. Vitus mit Pfarrhaus im Hintergrund

Postkarte von1967. “Westdeutsche Luftfoto”, Bremen

 

 

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Pfarrkirche St. Vitus 1966. ( Zurborg, Vechta)

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Foto: Backenköhler, Friesoyther Nachrichten Freitag, 3. Nov. 1978

Foto mit provisorischem Altar (bis 1988, dann Marmoraltar Georg Weber)

Bild (172)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Foto Ostseite (aus Archiv Heinz Strickmann) vor der Renovierung veröffentlicht in MT “Bi us to Hus” vom Samstag den 9. Juni 1990.

1. Die St. Vitus-Kirche Altenoythe

Ein Vorläufer der Vituskirche wurde bereits um das Jahr 800 als Holzkirche an dieser Stelle errichtet. Die Kirche wurde von Visbek aus gegründet.

 

Vögel Kirche20.02.11 058In allen Gemeinden so auch in den Gemeinden der südoldenburgischen Region ist die Kirche von jeher der Mittelpunkt des dörflichen Geschehens und in vielen Fällen die Ursache für die Entstehung eines Dorfes gewesen.

Das ist in Altenoythe nicht anders. Im Gegenteil, man kann davon ausgehen, dass die Kiche- und somit Altenoythe- in den Jahrhunderten um 1000 n. Chr. Mittelpunkt der gesamten Gegend war.

Nach Einführung des Christentums durch Karl den Großen wurden an geeigneten Stellen im Land Mutterkirchen erbaut. Zu diesen Mutterkirchen wird auch Altenoythe gezählt.

Ausgangspunkt für die Gründung war die Missionszelle Visbek unter Abt Castus. Bereits um das Jahr 800 hat in Altenoythe eine Holzkirche gestanden.

 

Im Jahre 855 wurde Visbek dem 823 gegründeten Kloster Corvey bei Höxter unterstellt. Somit war Corvey auch Grundherrscher über die Urpfarre Altenoythe ; einschließlich aller Rechte und Einnahmen. In einem um 1150 erstellten Verzeichnis wird Altenoythe als eine der Kirchen genannt, die 855 durch Schenkung an das Kloster Corvey gelangten.

Die erste noch nachweisbare urkundliche Erwähnung Altenoythes datiert aus dem Jahr 1014. In einem Register über die Einkünfte des Klosters Corvey in der Diözese Osnabrück wird das Kirchspiel “oidi”, “in ogitdi” und “odi” erwähnt, woraus sich später die Namen “oita, oite, Oyte, Oldenoythe” und schließlich Altenoythe entwickelten.

Die Grenzen des Kirchspiels umfaßten ursprünglich auch die Gebiete Friesoythes mit Thüle, Bösel und Harkebrügge. Eine Zugehörigkeit Barßels zur Mutterkirche Altenoythe wird angenommen.

Die Abteil Corvey konnte ihre Grundherrschaft nicht behaupten und wurde durch die Grafen von Oldenburg abgelöst. Nachfolger der oldenburgischen Herrscher wurden um 1150 die Grafen von Tecklenburg. Diese errichteten eine Burg, in deren Umgebung und Schutz sich dann Friesoythe entwickelte.

1479 ist von einem großen Brand in Altenoythe berichtet. Im Portal der Kirche unter dem Relief oberhalb des Eingangs befindet sich eine Inschrift, die so gedeutet wird: “Im Jahre do man scref 1479 des donderdagh na laurenti do brande oldeoyte 30 Huven.”

Bedenkt man, wie dünn besiedelt die Orte zu dieser Zeit waren, so kann man davon ausgehen, dass mit dem Abbrand von 30 Häusern wohl ein Großteil des Dorfes zerstört wurde. Auch die Tatsache, dass die Altenoyther zum Gedenken an diese Katastrophe ein Relief in der Kirche schufen, beweist, welche verheerenden Ausmaße der Brand gehabt haben muss.

Mitte des 16. Jahrhunderts wurde in Altenoythe der lutherische Glaube eingeführt. Dieser Glaube fand viele Anhänger, und die spätere Wiedereinführung des katholischen Glaubens stieß auf Widerstand.

Der Glaubenskrieg wütete weiter, und die Ereignisse des 30 jähringen Krieges berührten auch den hiesigen Raum. Trauriger Höhepunkt in Altenoythe war die Weihnachtsschlacht des Jahres 1623.

Altenoythe war durch die Vorgänge stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Fast sämtliche Häuser waren zerstört, die Bewohner geflohen oder gar umgebracht. Es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis die Wirren des Krieges überwunden waren.

1651 wird berichtet, dass damals 23 Familien ausgewandert sind, nachdem ihre Häuser von den Mansfeldern in Brand gesteckt worden waren.

Die weiteren Jahrzehnte waren geprägt von den Bestrebungen, den katholischen Glauben, der schon seit langem wieder eingeführt war, auch in der Praxis durchzusetzen.

Die Besitzer des Guts Altenoythe, die Familie Kobrinck, hatte sich in der Reformationszeit dem lutherischen Glauben zugewandt und blieb es auch später, als Altenoythe schon längst wieder katholisch war. Dennoch behielt die Familie ihren Sitz in der Kirche und ließ 1663 eine Erbbegräbisstelle (Grabkeller) im Schiff der Kirche anlegen. Die Adelsfamilie hatte zudem einen eigenen Eingang.

1675 errichtete sie in der Kirche ein Epitaph, dass die Ahnenreihe der Familie Kobrinck/ Grotthaus zeigt. 1703 schenkten sie der Kirche eine Orgel. In der Bevölkerung setzte sich dann aber doch der katholische Glaube wieder durch. 1873 wurde Bösel selbstständige Pfarre.

1934 wurde die Kirche, der Friedhof und die nähere Umgebung der Kirche vom damaligen oldenburgischen Innenministerium unter Denkmalschutz gestellt.

Der 2. Weltkrieg brachte auch für die Einwohner Altenoythes großes Leid. Auch die Kirche wurde nicht verschont. Der Kirchturm wurde am Vormittag des 14. 4. 1945 durch deutschen Artilleriebeschuß von Bösel aus in Brand gesetzt. Der im Ort verbliebene Pfarrer Westerhoff konnte durch rasche Löscharbeiten ein Übergreißen der Flammen auf die Kirche verhindern. Erst 1947 konnte das Turmdach wieder erneuert werden.

In ihrer wechselvollen Geschichte erfuhr die St. Vitus Kirche manche bauliche Veränderung. Währund sich in alter Zeit die Veränderungen auf Erweiterungen und grobe Reparaturen bezogen, sind in diesem Jahrhundert – verbunden mit notwendigen Erhaltungs- und Modernisierungsarbeiten- des öfteren baugeschichtliche Untersuchungen angestellt worden.

Die Fertigstellung der 1986 begonnenen Renovierungsarbeiten im Inneren der Kirche bedeuteten den Abschluss einer Gesamtrenovierung der Kirche, die in den Jahren 1976 – 1978 mit Sicherungs- und Mauerarbeiten an der Außenfassade begonnen hatte.

Bei den zuletzt ausgeführten Arbeiten im Inneren der Kirche wurde unter anderem eine Fußboden- Warmluftheizung eingebaut, um durch eine schonende Raumbeheizung einen weiteren Substanzverlust der wertvollen Freskenmalereien zu verhindern. Hierbei bot sich dem Institut für Denkmalspflege die Gelegenheit, genauere Untersuchungen im freigelegten Fussbodenbereich anzustellen.

Bei den Grabungen 1986 wurden Pfostengruben und der Lehmestrich freigelegt, was erkennen läßt, dass das 1. Kirchengebäude in Altenoythe eine Holzkirche war. Die Größe der Kirche dürfte etwa 9m x 4m betragen haben. Die Archäologen legen das Baujahr in das 9. – 10. Jahrhundert und begründen dies mit der Lage des Estrichs, der Holzbauweise mit den Pfostengruben und den vorgefundenen Keramikstücken, die von Gefäßen stammen. Zudem wurden Brandflächen mit verziegeltem Lehm gefunden, was auf einen Brand der Kirche schon in ihrer Entstehungszeit schließen läßt.

Der Zeit, in der in Altenoythe eine Holzkirche stand, werden auch einige Baumsargbestattungen zugeordnet, die bei den Grabungen freigelegt wurden.

In die Zeit des 11. Jahrhunderts fällt die Errichtung eines massiven Kirchengebäudes aus Findlingssteinen als reiner Rechtecksaal. Bei den Grabungen wurden Granitsteinsplitter gefunden, die bei der Bearbeitung der Findlingssteine abgefallen waren. Im 12. Jahrhundert wurde der Turm erbaut.

Nach Ansicht der Archäologen wurden die Wände des Kirchenschiffes im 13. Jahrhundert erhöht, und es entstand eine Gewölbedecke. Etwa im 15. Jahrhundert wurde dann der Chor angebaut. Die Grundfläche des Chors muss vorher Teil des Friedhofs gewesen sein, denn es wurden viele durcheinander liegende Gebeine von Bestatteten gefunden.

Insgesamt konnten bei den Grabungen im Kircheninnern 15 Bestattungen festgestellt werden. Bei den Bestattungen im Chor wird es sich um Priesterbestattungen handeln. Als letzter Geistlicher soll Pfarrer Jannink (gestorben 1801) unter einer Grabplatte vor dem Chor in der Kirche bestattet worden sein

Im Mittelgang vor dem Chor lagen zwei Sandsteingrabplatten. Diese überdeckten teilweise den aus Backsteinen gemauerten Grabkeller der Familie Kobrinck, die über Jahrhunderte in Altenoythe eine dominierende Stellung – als Besitzer des Guts Altenoythe- einnahmen. Auf einer der Grabplatten sind noch die Wappen der Familien von Apen und von Kobrinck zu erkennen.

Trotz der vielen Kriegswirren, die stets auch mit Plünderungen verbunden waren, ist die Kirche auch heute noch reich an Kunstwerken.

Aber auch moderne Kunstwerke konnten in die Kirche integriert werden. So wurde im Jahr 1989 ein aus Marmor geschlagener Altar eingeweiht.

(aus “Dit und Dat” Nr.1, M. Reinken)

2. Eine Führung in Stichworten

- Vor dem Eingangsportal links liegt eine Sandstein – Grabplatte. Es handelt sich um eine Grabplatte der Familie Kobrinck. Die Grabplatte wurde auf Veranlassung von Schwester Editha , der Leiterin der Bildungsstätte,vom Inneren der Kirche hierher verlegt . Die Platte ist völlig abgelaufen, da sie auf dem Gang vor der Komminionsbank lag : Die Figur (eine Frauenfigur?) ist noch schwach zu erkennen. Ein häufig gehörter Spruch lautet : “Im Tode konnten die Bauern den Adeligen auf em Kopf herum trampeln, im Leben war es anders herum gewesen.”

- Ursprünglich hat an gleicher Stelle eine Holzkirche gestanden. Bei Renovieungsarbeiten wurde der alte Lehmboden dieser abgebrannten Hozkirche entdeckt (bei Restaurierungsarbeiten der Fa.Oxenfahrt, durch den Bezirksarchäologen Dr. Zoller ermittelt

- Gegründet ist die St.-Vitus-Kirche als Mutterkirche von Visbek aus von Abt Castus.Sie ging im Jahre 855 als Schenkung unter Ludwig dem Deutschen an das Kloster Corwey.

- Im 11. Jahrhundert als Steinkirche wiederaufgebaut. ”Saal”=romanisch

- Im 12. Jahrhundert kam Turm dazu, auch romanisch, jetzt Holzschindeln.

- Im 13. Jahrhundert Erhöhung der Wände des Saales mit Backstein.

- Im Anfang des 14. Jahrhunderts “Saal” um ein Joch verlängert. (Ostwand abgerissen, Granitquader benutzt).

- Im 15. Jahrhundert das jetzige Chor aus Backstein vorgesetzt = spätgotisch, und die Gewölbe eingebaut

- Im 16. Jahrhundert Sakristei angebaut

- Im 19. Jahrhundert Portal-Vorhalle: mit St. Vitus in der Löwengrube. Mit siedendem Öl. Rückseite: Jahreszahl und Künstler.

- Schwarze Fensterlaibungen aus Raseneisenstein = Abfallprodukt bei der Verhüttung von Eisen, leicht zu bearbeiten.

- Im jaro do man scref 1479 des donderdagh na laurenti do brande Oldenoythe 30 Huven. 2 Schächer, Mahnmal.

- Kreuz über Tür = spanischer Barock, zu erkennen am dicken um den Lendenschürz gewundenen Seil und den langen Haarlocken.

- Vermutung: spanische Soldaten, die Tillys Truppen zu Weihnachten 1623 im Kampf gegen den Oberst Limbach verstärkten, haben das Kreuz mitgebracht und nach dem Sieg in der Kirche gelassen.

- Zwei Durchgabelöcher der Überlieferung nach zur Durchreichung der Kommunion für ansteckend Erkrankte.

- Muttergottesfigur eines einheimischen Künstlers aus dem 18./19. Jahrhundert.

- Epitaph der adeligen Familie Kobrinck – Grothaus aus dem Jahre 1675. Der Überlieferung nach für Zahlung des Chorraumes Erlaubnis zur Aufstellung erhalten. Oben Auferstehungsszene.

- Vor dem Chorraum befanden sich über dem Kellergewölbe zwei Sandsteinplatten, 1663 wurde Gewölbe erbaut.

- Im Chorraum Nordwand: unterer Teil eines Sakramenthäuschens (gotisch).

- Ostwand: Bildmalerei von Andreas und Jakobus.

- Altar im 17./18. Jahrhundert gegen Barockaltar mit Drehtabernakel (jetzt in Löningen) ersetzt. Schnitzaltar aus Eiche.

- Szenen gotischer Altar : 1. Ölbergsszene 2. Verrat und Gefangennahme Jesu. 3. Mitte: Kreuzigungsszene. 4. Kreuzabnahme. 5. Grablegung

- Rechte Bildhintergrund sind Ansichten von Friesoythe und Altenoythe (Stadtor, Stadtmauer und Burggraben (Soeste) rechts Altenoyther Kirche noch ohne gotischen Choranbau.

Altarbild St. Vitus

 

 

 

 

 

 

 

Neuer Altar: ein Künstler namens Weber.Altar und Ambo aus Carrona — Marmor.

- Malereien im Hochchor spätgotisch ansonsten Frühbarrock. – über Altar = Krönung Mariens – Mitteljoch – das jüngste Gericht. Rechts die Hölle mit Frauen auf Schubkarre. – Westjoch – Passion Jesu. -Turmjoch – Vituslegende.

- Besucher-Empore ist erst nach dem Krieg erbaut worden.

- Auch an den Wänden sind unter “Isoputz” Bilder verborgen .

- Alter Friedhof: Grabmal Cloppenburg (Peek und Cloppenburg) hat 20000 DM für die Pflasterung gespendet.

- Grabmal Mühlenbesitzerin Speckmann : hat Vikarie und Hospital in Friesoythe gespendet. “Ruhestätte der Mühlenbesitzerin Jungfrau M. Maria Speckmann geb. 1816 Febr. 3. gest. 1882 Sept. 23 und ihre Familie”. Auf der Rückseite

steht : ” Durch Gründung einer Vicarie in Altenoythe und durch Geschenkung des Hospitals in Friesoythe schuf sie sich ein Andenken in Ehren. Sie ruhe in Frieden.””Die Gutes getan haben werden hervorgehen zur Auferstehung des Lebens . Joh. 5.29.”

- Grabsteinplatte stehend an der Sakristeiwand : Heimatforscher Willoh will gelesen haben: “Anna Maria Kobrinck, gestorben vor Gallei, den Sohn nachgelassen 1691 Oldenoythe und Fickensholte.” Heute noch zu lesen: Ziliakes (Zyriakus?) -Fikensoltes -na gelaten – ….und mit etwas Phantasie unten auf der Grabsteinplatte: “gestorbe Mathai Makabäi” (Märthyrer Marthäus = 21. September, also: gestorben am 21.8.) Zu erkennen sind die Wappen der Familien von Apen und von Kobrinck.

3. Ein Besuch in der Vituskirche

Neben den bekannten Sehenswürdigkeiten in der Vituskirche, wie die Inschrift im Portal, das Barockkreuz über dem Eingang, die Deckenmalereien, das Epitaph und dem spätgotischen Altar, gibt es auch noch einige Sehenswürdigkeiten, die nicht sofort ins Auge fallen und nicht so bekannt sind. So soll ein mittelalterliches „Schreckensgesicht“ (rechts oberhalb vom Eingang zur Sakristei am ehemaligen Orgelboden) ungebetene Besucher vom Betreten des Altarraums abhalten.

Bild 1

 

 

 

 

 

Schreckengesicht auch Neidgesicht genannt

Im Chor (Altarraum) sind noch vier von ehemals 12 Weihekreuzen zu entdecken. Zu jeder Kircheneinweihung bzw. Neueinweihung gehören zwölf im Kirchraum verteilte Kreuze.

Bild 2

 

 

 

 

 

Weihekreuze werden auch Apostelkreuze genannt
An den Wanddurchbrüchen auf der linken Seite des Kirchen-Saales konnten Kranke und sonstige Personen, die an der Messe nicht teilnehmen konnten oder durften, die Messe verfolgen, möglicherweise die Kommunion empfangen und was besonders wichtig war, die Mitteilungen des Pastors vernehmen.
Vor dem Anbau des Chores war hier die beste Stelle zum Mithören.
Die Durchbrüche müssen sehr alt sein, da sie auf der Außenseite durch die Schräg-Stützwände verdeckt sind. Die Schrägstützen wurden aber erst nötig, als man die ursprüngliche Saalkirche in eine Gewölbedeckenkirche umbaute.
An der Außenwand der St. Ulrichskirche in Rastede ist so eine „Mithörstelle“ noch gut zu erkennen.

3

 

 

 

 

 

Auf der Wandaußenseite befindet sich eine Schrägstützwand

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In der St.-Ulrichskirche in Rastede befindet sich die alten „Mithöröffnung“ unter einem Fenster neben der Schrägmauer
Die Wandnischen im vorderen Bereich des Kirchenschiffes lassen ihre alte Nutzung als Aufbewahrungsort für Messgerät nur noch erahnen.
Durch den Anbau der Sakristei im 16. Jahrhundert haben sie ihren alten Bestimmungszweck verloren. Ähnliche Nischen gibt es noch in der St.-Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn.

Die Messgerätschaften werden dort durch ein Gitter und eine Glastür gesichert.

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Die Nischen in der St. Vitus-Kirche .
Vor den Nischen hat es vermutlich reich verzierte schmiedeeiserne Gittertüren gegeben.

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Nische für Messgerät in der St. Johannes-Kirche in Bad Zwischenahn

Nicht nur am Deckengewölbe sondern auch an den Wänden sind vereinzelt Malereien zu sehen. An der rechten (Süd-)Seite erkennt man ein Bildnis, von dem es bislang hieß, es handle sich um eine Szene aus dem Kreuzweg.
Wenn man genauer hinsieht, kann man aber auch zu dem Schluss kommen, dass es sich um die Szene aus dem Alten Testament handelt, in der dem geblendeten Samson die Haare abgeschnitten werden und er dadurch seine übermenschlichen Kräfte verliert.

7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bei der Renovierung der Vitus Kirche wurden zahlreiche Wandmalereien nicht freigelegt. Man wollte den Eindruck einer Bilderbuch- oder Briefmarkenkirche vermeiden.

Bis zur Renovierung lag die Grabplatte der Anna von Kobrink vor den Kommunionsbänken im Mittelgang. Lange rätselte man über die abgelaufene kaum noch erkennbare Inschrift.
In dem Buch „Adel auf dem Lande,“ das vom Museumsdorf Cloppenburg herausgegeben wurde, veröffentlichte Dr. Christian Hoffmann in seinem Beitrag über die Familie von Kobrink nun eine Skizze aus dem Gutsarchiv Füchtel, die den Wortlaut der Umschrift erkennen lässt.

8    Der Text lautet:
Anno Domini 1561 is gestorben de erbar
   Anna Kobrink, seligen Ziriakes Fikensholtes nagelaten Wedeve op de Sondach vor Galli der Gott Genade.

 

auf hochdeutsch:
Im Jahre des Herrn 1561 ist die ehrbare
Anna Kobrink, Witwe des seligen Cyriakus Fikensholt am Sonntag vor Galli (dem Feiertag des Heiligen Gallus), der Gnade Gottes empfohlen, verstorben.

 

Anna Kobrink war mit Zyriakus Fikensholt verheiratet gewesen und war offensichtlich als Witwe wieder in ihr Geburtshaus, die Burg Altenoythe, zurückgekehrt und hier 1561 gestorben. Ab 1587 hat das Gut Fikensholt für längere Zeit zum Kobrinkschen Gut in Altenoythe gehört.
Die über weit  die Grenzen des Odenburger Münsterlandes hinaus bekannte und brühmte Grabplatte der Anna von Kobrink, die in Nordrichtung neben der Sakristei moosbewachsen unter der Regenrinne (!) steht und hier verkommt, wäre  besser im Turm oder einem eigenen Unterstand untergebracht!! (siehe Beitrag unten)

 

4. Die Grabplatte der Anna von Kobrink

Wie man die weit bekannte Sandstein –Grabplatte der Anna von Fikensolt, geborene von Kobrink, fachgerecht unterbringen könnte, zeigt dieses Bild von Grabplatten neben der Kirche von Karla auf der Ostsee- Insel Ösel (Estland).

homepage                         anna v k                  grabplatte

Die Beschriftung der Altenoyther Grabplatte wurde erst vor einigen Jahren anhand einer Aufzeichnung aus der Bibliothek auf Gut Füchtel enträtselt. Ideal wäre allerdings die Unterbringung der Platte im Turm der St.-Vitus Kirche.

Zum Text und zur Geschichte der Grabplatte siehe Heft Nr. 23 auf Seite 62 und 63.

 

 

5. Ein Gang um die St.-Vitus Kirche gibt Rätsel auf
Beim Gang um die St.-Vitus Kirche lassen sich interessante, aber auch rätselhafte Dinge entdecken.

1.1

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der alte Maueranker befindet sich unten rechts auf dem Foto
Verbirgt sich hinter dem Maueranker, der an der Südseite am Übergang vom Kirchenschiff zum Chor eingebaut ist, ein (doppeltes) Schmiede- oder Zunftzeichen, das auf die Arbeit eines bestimmten Schmiedemeisters hinweist? Da sich an der gegenüberliegenden Seite an der Sakristei ein Maueranker aus dem Jahr 1665 befunden hat, könnte dieser aus derselben Zeit stammen.

1.2

 

 

 

 

 

 

 

Alter Maueranker, Draufsicht mit doppeltem Schmiedezeichen

1.3

Bild (43)

 

So ähnlich hat das Schmiedezeichen vermutlich ausgesehen

 

Die bekannten Friesoyther Schmiedezeichen von 1660
Unter den  bekannten Schmiedezeichen von 1660 ist unsere Marke nicht enthalten. Offensichtlich wurde der Maueranker nicht in Friesoythe geschmiedet.
Am Haupteingang zur Kirche befinden sich rechts und links der inneren Eingangstür Schriftzeichen, die man als sogenannte Hausmarken deuten könnte. Einige Schriftzeichen weisen sogar Ähnlichkeit mit gemanischen Runen auf. Handelt es sich um Markierungen des Steinmetzes oder hat sich hier ein Kirchgänger in der überfüllten Kirche möglicherweise die Zeit vertrieben und verewigt?

1.4

 

 

 

 

 

 

1.5

 

 

 

 

 

 

 

Schriftzeichen und Markierungen im Portal

An der Südwestecke des Kirchturms finden sich in den unteren Granitquadern Löcher verschiedener Größe. Handelt es sich dabei möglicherweise gar um Einschusslöcher von Musketen aus der Schlacht bei Altenoythe im 30-jährigen Krieg?

1.6

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die St.-Vitus-Kirche gibt immer wieder neue Rätsel auf.

 

 

6. Altenoythe vor 400 Jahren – Die evangelische Zeit
Vor 400 Jahren am 4. November 1613, wurde offiziell die „evangelische Zeit“ im Oldenburger Münsterland, damals (einschließlich Meppen) Niederstift Münster genannt, beendet. In Cloppenburg mussten damals sechzig evangelische Pfarrer das Niederstift Münster verlassen.
Nach Luthers Reformation im Jahre 1517 hatte der Osnabrücker Bischof Franz von Waldeck im Jahre 1543 durch eine „landesherrliche“ Verfügung und Übertritt zum evangelischen Glauben versucht, aus dem kirchlichen Fürstbistum Osnabrück ein weltliches und damit vererbbares Fürstentum zu machen.
Die Wiederherstellung des alten katholischen Glaubens wurde ab 1613 vom Fürstbischof von Münster, Herzog Ferdinand von Bayern (Regierungszeit 1612 bis 1650) energisch durchgeführt. Die Landesbewohner hatten grundsätzlich der Religion des Herrschers zu folgen.
Im Niederstift Münster zog sich jedoch dieser Prozess noch bis über das Ende des 30-jährigen Krieges (1618-1648) hin.
So erhielt die Kapellengemeinde Bösel, die zum Kirchspiel Altenoythe gehörte, noch 1659 von der ammerländischen Nachbargemeine Bad Zwischahn eine Spende in Höhe von „24 Groten“ zur Renovierung der Kapelle.

Der Grund dafür war, dass das Niederstift Münster zwar weltlich zum Bistum Münster aber kirchlich zum Bistum Osnabrück gehörte.
Erst 1667 gelangte nach Verhandlungen zwischen Osnabrück und Münster auch die geistliche Rechtsprechung und damit die kirchliche Macht an Münster.
Nun erst konnte Bischof Christoph Bernhard von Galen die Gegenreformation durchsetzen. Am 28. Oktober 1668, dem Apostelfest, wurde in Altenoythe im Gottesdienst der neue Status verkündet.
So befand sich Altenoythe über 100 Jahre unter mehr oder weniger starkem evangelischem Einfluss.
In Altenoythe blieb die adelige Familie von Kobrink weiterhin evangelisch.
Durch den Anschluss des Oldenburger Münsterlandes an die evangelische Grafschaft Oldenburg im Jahre 1803, wurde später wieder die Gründung evangelischer Gemeinden in Südoldenburg möglich.
(Dit un Dat 2013)

7. Nachtrag zu Heft 25 “Vor 400 Jahren – Die evangelische Zeit“
In der Beilage „Volkstum und Landschaft“ der Münsterländischen Tageszeitung vom August dieses Jahres (2014) findet sich unter der Aufführung der Geistlichen im Ort Altenoythe bereits für das Jahr 1549, also sechs Jahre nach der Verfügung des Osnabrücker Bischofs, ein „Schade, Reiner lutherischer Vikar“. Die Rekatholisierung wurde über 100 Jahre später am 28. Oktober 1668 im Gottesdienst verkündet.

(Dit un Dat 2014)

 

8. Rätselhafte Inschriften am alten Kirchturm
An der Westseite des Glockenturms, zur Seite des Caritas-Kindergartens hin, befinden sich in etwa 7 und 13 Metern Höhe zwei Inschriften in Sandstein.
Peter Sieve vom Offizialatsarchiv in Vechta „mailte“ mir dazu einen Artikel, verfasst von Lehrer Hermann Meyer, Altenoythe zu. Merkwürdigerweise ist der Artikel erst im Jahr 1956, also erst drei Jahre nach dem Tod von Lehrer Meyer erschienen. (1)
Aus dem Artikel geht hervor, dass es sich bei der unteren Inschrift um ein sogenanntes „Chronogramm“ handelt.
Ein Chronogramm gibt in seinem Text verschlüsselt das Entstehungsjahr an.
Dabei werden alle Buchstaben, die gleichzeitig lateinische Ziffern (Zahlen) darstellen, einfach der Reihe nach zusammengezählt, wobei I = 1, V= 5, X = 10, C = 100, D = 500, M = 1000 bedeutet. I V X zum Beispiel würde also sechzehn bedeuten.

2.1

 

 

 

 

 

 

In unserer Inschrift ergibt sich die Summe 1785. Das heißt also, dass der Inschriften-Stein im Jahre 1785 hier eingesetzt wurde.

2.2                2.3

Der Kirchturm von der Süd- (links) und von der Nordseite (rechts). Die alte Rissstelle ist deutlich sichtbar
Lehrer Meyer weiß dazu in seinem Artikel zu berichten, dass der Turm zu dieser Zeit baufällig war, begann auseinanderzubrechen und daher zum Teil mit Verblendern neu aufgemauert werden musste. (Siehe dazu auch den Artikel „Neues und Altes von der Vituskirche“ in diesem Heft).

2.4 

 

 

 

 

 

 

Die untere Turminschrift nachgezeichnet. Die Jahreszahlen sind mit hellem Stift hervorgehoben.
Die Inschrift ist in (Kirchen-)latein verfasst und lautet:
„Ante repentinis haes hic lapsura ruinis ex hoc tuto Deo sto rovata Meo”
Wörtlich übersetzt hieße das wohl:
„Vor langer Zeit / festgesessen/ dieses Steingebilde/ in den Ruinen / daraus / sicher unter Gott stehend/ von mir renoviert“
Frei, aber sicherlich zutreffend übersetzt, nach Lehrer Meyer:
Vor undenklichen Zeiten ist mein Platz hier (unten im Fundament), als der Turm zusammenbrach, bin ich hier weggenommen, und nach der Renovierung ist mein Platz unter Gottes Schutz hier oben. 1786.
Hier handelt es sich um einen Rechenfehler des Übersetzers; richtig müsste es heißen: 1785
In den untersten Zeilen könnte es heißen: „ do Altenoite“ was so viel heißen könnte wie „ich gebe (widme) es (das Werk) Altenoythe“
Will man dem Text und der Übersetzung von Lehrer Meyer Glauben schenken, dann wurde der Inschriften-Stein dem Fundament entnommen und in sieben Meter Höhe zur Erinnerung an den Wiederaufbau, der sich bis 1795 (2) hinzog, eingefügt.
Wie auf dem Foto leicht zu erkennen, befinden sich aber noch weitere Buchstaben und Worte unterhalb dieses Textes.
Da die Buchstaben bereits stark verwittert sind, müsste der jetzt noch vorhandene Text direkt vor Ort mit dem Hubsteiger o.ä. gesichtet und aufgezeichnet werden.

2.5
Auf der zweiten Inschrift, die sich weiter oberhalb über dem Glockenfenster befindet, ist … Gerthard (?)… zu lesen. Vielleicht handelt es sich hierbei um einen Hinweis auf den Pastor Gerhard Bernard Janning (1734 – 1801), der die Reparatur veranlasst und die Inschrift verfasst hat.
(1) Heimatblätter. Beilage der Oldenburgischen Volkszeitung Jahrgang 1956 Nr. 8, Seite 4
(2) Kirche + Leben 18.Jahrgang Nr. 37, Seite 12 „Blick in die Rechnungsgebung vergangener Jahrhunderte.“ Kaplan Alfons Benning

 

 

 

9. Altes und Neues von der Vitus-Kirche
Das Taufbecken aus einem gehauenen Findling diente bis 1668 der Taufspendung. Dann wurde ein Hölzernes aufgestellt; das alte fand einen Platz im Pfarrgarten. Vorübergehend kam das steinerne Taufbecken in das Museumsdorf nach Cloppenburg. Seit 1974 steht es in der modernen Dreifaltigkeitskirche von Altenoythe (1).

3.1          3.2

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das linke Bild zeigt den halb eingegrabenen Taufstein aus Granit etwa im Jahre 1903 im Garten der Pastorei.

Ein wenig beachtetes Kleinod von hohem kunsthistorischem Wert befindet sich im Portal (Eingangsraum) der Vitus Kirche.

3.3                 3.4

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Es stellt die Kreuzigung Christi da. Ebenso wie ein noch nicht restauriertes (Stand 1995) Kruzifix in Emstek (rechtes Foto) wurde es aus Bamberger Sandstein gefertigt. Auffällig ist die große Ähnlichkeit der beiden Christusfiguren.
Die Altenoyther Kreuzigungsgruppe wird auf die Zeit um 1440/50 datiert und wird der Werkstatt eines „Meisters der Bentlager Kreuzigung“ zugeordnet.
Das Emsteker Kruzifix dürfte zwischen 1450 und 1460 entstanden sein und ist „stilistisch etwas fortgeschrittener“ (2).
Möglicherweise stammt es von Schülern des o.a. Meisters.

Blick in die Vitus Kirche vor bzw. um 1903:

3.5

 

 

 

 

 

 

 

 

Zu sehen ist das Kircheninnere, noch mit dem alten Barockaltar, der sich jetzt in der St.-Vitus Kirche in Löningen befindet. Der Barockaltar war im Jahre 1698 in Münster gekauft worden 5.) Links ist die Kanzel zu erkennen. Die Kanzel war 1741 in Münster gekauft worden 5).
Die Empore über der Sakristei (der alte Orgelboden) hatte zu jener Zeit offensichtlich eine gewölbte recht imposante Balustrade. Links und rechts vom Altar gab es offensichtlich zwei Beichtstühle. Ein Beichtstuhl wurde im Jahre 1746 angeschafft 5). An den Wandsäulen erkennt man zwei Apostelfiguren. Die großen schweren Messingkronleuchter waren im Jahre 1903 auch schon vorhanden. Foto aus 3).

3.6              3.7

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das Sakramentenhäuschen neben der Sakristeitür links im Jahre 1903 offensichtlich noch in Funktion als Aufbewahrungsort für Messgeräte hinter einer hölzernen Gittertür.
Auf dem rechten Bild ist der heutige renovierte Zustand zu sehen.
Der Umstand, dass sich das Unterteil des Sakramentenhäuschens in Altenoythe und ein Oberteil in Friesoythe befindet, führte zu Diskussionen über die Zusammengehörigkeit der beiden Teile (siehe dazu Heft 24 Seite 26 u. 27.)
Rechts neben dem Epitaph der Familie von Kobrink befindet sich eine große Nische. Dass es sich hier um einen zweiten Kircheneingang gehandelt hat findet man in einem Beitrag(5) von Alfons Benning in Kirch + Leben von 1963. Hier heißt es für das Jahr 1763 „Durch Verfaulen der Tür, die vom Hochadeligen Hause von Altenoythe in die Kirche führt ( in ihr seht heute die Madonna), ist die Kirche der Beraubung freigegeben … Dechandt Freye, wohl der Visitator, gebietet Abhilfe.“ Auf einer mit Schreibmachine geschriebenen Historie der Vituskirche auf dem Blatt der Kirchenmitteilungen aus den 70er Jahren wird festgestellt:
„Die Muttergottesstatue steht links in der Nische. Die Gläubigen zünden Kerzen davor an.“

3.8

 

 

 

 

 

 

 

An den alten Standort der Marienfigur in der Nische (in der Zeit vor der Renovierung) werden sich aber auch noch zahlreiche Altenoythe erinnern. Von außen ist der Extraeingang der von Kobrinks nicht mehr zu erkennen. Er wurde möglicherweise mit übrig gebliebenen Granitquadern aus der Turmaufmauerung geschlossen.

3.9
Dort, wo sich jetzt (gemeint ist: im Jahre 1956) das Grab des Altenoyther Pfarrers Bünger (+1932) befindet stand vor 1785 ein hölzernes Glockenturm 4). Es steht zu vermuten, dass der Holzturm als Notlösung oder Provisorium errichtet wurde. Der alte Turm aus Granitstein war stark rissig geworden. Eine Rechnung über die Reparatur des „Klockhauses“ belegt, dass dieser aber bereits 1721 gestanden haben muss 5).
Im Jahre 1785 wurde der Turm dann neu aufgemauert, wobei es zum Todesfall eines abstürzenden Arbeiters kam 4). Er hieß Jon König. Die Kirchengemeinde zahlte „an Tröstebier“ 51 Grote. 5)
Die Glocken für den wiedererrichtet Turm sollen auf dem „Klockwullenacker“ gegossen worden sein. Dabei handelt es sich um das jetzige Grundstück der Familie Rohjans. 4)
1) „St. Vitus Altenoythe“ Herausgeber: Kath. Kirchengemeinde St. Vitus Altenoythe
2) Bau- und Kunstdenkmäler, Reinhard Karrenbrock, Vechta 1995
3) Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogtums Oldenburg, Heft III Autoren: Buchholz, Dr. Onken, Rauchheld, Tenge, Verlag Stalling, Odenburg
4) Lehrer Hermann Meyer , aus „Heimatblätter“, Beilage der Oldenburgischen Volkszeitung, Vechta, Jahrgang 1956 Nr.8, Seite 4
5) Kirche +Leben 18. Jahrgang, Nr.37, Seite 12 1963. Blick in die Altenoyther Kirchenrechnungsgebung vergangener Jahrhunderte. Alfons Benning

 

 

 

 

10. Seltene Pflanzen auf der Kirchhofsmauer

 

In den Osnabrücker Naturwissenschaftlichen Mitteilungen findet sich unter „Bemerkenswerte neuere Pflanzenfunde in Südwest-Niedersachsen“ von Jürgen Felder auch ein Fund aus Altenoythe. Es handelt sich dabei um dreizehn Exemplare der Mauerraute (Asplenium ruta-muraria.)

9.19.19.1

13

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mauerraute mit Turmeingang der Vitus-Kirche im Hintergrund.
Foto vom 25.Oktober 2008.  (Foto T. Rohjans)

Der Fund wurde 1999 gemacht. Allem Anschein nach hat sich die Pflanze zwischenzeitlich weiter verbreitet.
Die Mauerraute ist ein immergrünes Streifenfarn- gewächs, dessen einzelne Triebe, Wedel genannt, bis zu 15 cm lang werden.
Die Pflanze bevorzugt kalkhaltiges Gestein. Sie steht am liebsten mäßig sonnig und mäßig feucht.
Voraussetzungen, die an ihrem Standort hinter der Kirchenmauer am Caritasgelände bestens erfüllt sind.

 

 

11. Neue Pflanze aus Roter Liste bei der Vitus-Kirche
Keine zehn Meter von der Mauerraute, einem Farngewächs, das an der Friehofsmauer wächst und in der Roten Liste vermerkt ist (siehe Heft Nr. 20 Seite 52) befindet sich eine beträchtliche Ansammlung weiterer Pflanzen aus der Roten Liste.
Es handelt sich um den Wald–Gelbstern aus der Familie der Liliengewächse, der Gattung der Gelbsterne mit dem lateinischen Namen Gagea lutea, der hier im Schatten alter Linden auf dem Rasen des alten Friedhofs wächst.

5.1

 

 

 

 

 

 

 

Das Foto zeigt die Blüten des Frühblütlers vor dem Hintergrund der Vitus-Kirche im April 2014
Der Wald-Gelbstern wird 10-30 cm groß und blüht im Frühjahr zwischen März und Mai. Der Wald-Gelbstern bildet als Überdauerungsorgan Zwiebeln aus. Er bevorzugt schattige und kalkhaltige Standorte.
Nach der Blütezeit ist er im Rasengrün nicht mehr sichtbar.
(Dit un Dat 2014)

Theo Rohjans

12. Das Kriegsgefangenengrab auf dem Altenoyther Friedhof
Am linken Gang des Altenoyther Friedhofs befindet sich die Grabstelle von zwei polnischen und sechs russischen Kriegsgefangenen. Sie starben in den Kriegsjahren zwischen 1941 und 1944. Wie es heißt, sollen sie in den Barracken, die zuvor als RAD (Reichsarbeitsdienst)-Lager genutzt wurden, gefangen gehalten worden sein.

6.1

 

 

 

 

 

 

Sie sollen an Typhus gestorben sein. Das Lager befand sich zwischen Dögen-Busch und Wreesmanns Ferienhaus schräg gegenüber der heutigen Einfahrt zur Siedlung „Am alten Waldschlösschen“.
Theo Rohjans
13. Nachtrag zu Dit un Dat Heft Nr. 5 Seite 49 und Heft Nr. 17 Seite 39
Helmerich Duen berichtet, dass er persönlich dabei war, als die drei deutschen Soldaten, deren Grab sich auf dem Friedhof an der Straßenseite befindet, beerdigt wurden. Die Leichen der drei Soldaten hatten auf dem Platz neben der Warengenossenschaft (heute Parkplatz von GS-Agri) gelegen.
Sie waren bei der Verteidigung der Stellung in der Straßenkurve gegenüber von Elsen gefallen. An dieser Stelle war vor einigen Jahren vor der Herstellung des Radweges nach Sprengkörpern und Granaten gesucht worden.
Von der Warengenossenschaft hatte sie Herr W. Dröge (der im Übrigen neben dem RAD-Lager – in „Drögen- Busch“ -siehe oben – wohnte) mit dem offenen Pferdewagen zum Friedhof gebracht. Helmerich Duen war dem Wagen als Kind gefolgt.
Theo Rohjans

 

 

14. Das älteste Fundstück in der St. Vitus Kirche

Im Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1990 berichtet der Bezirksarchäologe Dr. Dieter Zoller über die Ausgrabungen in der St. Vitus Kirche aus dem Jahr 1986. Die Ausgrabungen waren damals nötig geworden, weil umfangreiche Bau- und Renovierungsarbeiten in und an der Kirche bevorstanden. In seinem Beitrag beschreibt Dr. Zoller u.a. auch das älteste Fundstück der Grabung, einen Kugeltopfrand aus dem 9. Jahrhundert.
Anlässlich einer Exkursion der Arbeitsgemeinschaft Archäologische Denkmalpflege im letzten Jahr, ergab sich die Gelegenheit, den Nachfolger von Dr. Dieter Zoller, Dr. Jörg Eckert nach dem möglichen Verbleib dieses für Altenoythe doch recht wichtigen und interessanten Fundstückes zu fragen.

 

7.1

 

 

 

 

 

Dr. Eckert gab den Hinweis auf das „Museum für Natur und Mensch“, Damm 38-44 in Oldenburg.
Dort hatte ich vor Jahren schon einmal eine Zusammenstellung aller Altenoyther Fundstücke aus der Steinzeit erhalten (siehe Heft Nr. 4 von 1992).
Ich schrieb also wieder den Museumsdirektor Dr. Mamoun Fansa an.
Nach drei Monaten erhielt ich per Post eine DVD mit dem hier abgebildeten Foto!
Die Scherbe des Kugeltopfes war in einer Füllschicht oberhalb einer Lehmestrich-Schicht gefunden worden, unter der sich noch eine weitere Füllschicht und eine weitere Lehm-Estrich-Schicht befand.
Der älteste Kirchenbau ist also sogar noch älter als unser Fundstück. Allgemein wird für den ersten Kirchbau das Jahr 8oo angegeben.
Kugeltöpfe aus gebranntem Ton wurden bei Gebrauch einfach in das offene Feuer gestellt.
Unser Exemplar ist wie Dr. Zoller schreibt -und wie auch gut auf dem Foto zu erkennen- etwas „ blasig“, was sicherlich mit dem Herstellungsprozess zu tun hat.
Der genaue Fundort befand sich gleich links vom Haupteingang unter dem Orgelboden. Die erste Reihe dort wird scherzhaft auch „Sperrsitz“ genannt.
Leider kann unser Fundstück nicht als Beweis für das Alter unseres Dorfes gelten.
Das offizielle Alter eines Ortes wird nach der ältesten Urkunde oder schriftlichen Erwähnung festgelegt und leider nicht nach dem ältesten Fundstück auch wenn dieses, wie hier der Fall, eindeutig die Existenz einer Kirchengemeinde im 9. Jahrhundert belegt.

Theo Rohjans

15. Das Sakramentenhäuschen
An der Nordwand des Chores der St.- Vitus-Kirche neben der Sakristeitür steht der Sockel eines spätgotischen Sakramentenhäuschens. Hier stand früher das „ Ewige Licht“.

45      46      

Auf dem Bild rechts, das den  unrenovierten Zustand zeigt ist zu erkennen, dass die beide Teile sehr wohl zuasammengehören könnten.

Sakramentenhäuschen waren bis zum Konzil von Trient (1545 bis 1563) der Aufbewahrungsort für Hostien. Erst ab dieser Zeit wurden die Hostien im Tabernakel auf dem Altar verwahrt. Dem Altenoyther Sakramentenhäuschen fehlt das Oberteil, während in der Friesoyther St.- Marien-Kirche ein ebenfalls gotisches Oberteil im rechten Seitenaltar, dem Altar der Schmerzhaften Gottesmutter, verbaut wurde. Es zeigt ein seltenes Abbild von Jesus mit sogenannter „Judenlocke“ und stammt aus der Zeit um 1430. Karl Willoh vermutet in „Geschichte der Katholischen Pfarreien im Herzogtum Oldenburg“ von 1898 auf Seite 7, dass das Oberteil möglicherweise von Altenoythe nach Friesoythe gekommen ist , weil das Oberteil nach dem Anbau der Sakristei und Durchbruch zur Empore für den Orgelboden nicht mehr von der Wand gestützt wurde. Bei Willoh heißt es: „ …. diese Verstümmelung sei geschehen, als man im vorigen (18.) Jahrhundert die Orgel …nach dem Chor verlegt habe. In Friesoythe treffen wir nun gerade den obern Teil eines Sakramentenhäuschens vom gleichen Stile und von derselben Schönheit wie der untere Teil des Altenoythers …. ist das Altenoyther Stück beim Abbruch nach Friesoythe gekommen, denn es ist für Friesoythe etwas ungewöhnlich Gutes, da man dort sonst nichts als geschmacklose Arbeit trifft. “ In der „Geschichte der Stadt Friesoythe“ dagegen heißt es von Dr. R. Karrenbrock, Münster in den kleingedruckten Anmerkungen auf Seite 628 „Der sehr viel filigraner angelegte, mit Figuren geschmückte Aufbau eines Sakramentenhäuschens in Friesoythe, der zudem deutlich früher entstanden ist, ist mit dem Sakramentenhaus in Altenoythe nicht in Verbindung zu bringen.“ Beispiele für ein filigranes Oberteil auf wuchtigem Unterteil gibt es allerdings auch in anderen Kirchen z.B. in der Klosterkirche Kemnade bei Witten oder der Vitus Kirche in Lathen. Ebenso wie Nischen- bzw. lichte Rahmenbreite stehen Epoche und Entstehungszeit des Altenoyther Chores, von dem keine genaue Jahreszahl , wohl aber das Jahrhundert – nämlich das 15. Jahrhundert – bekannt ist, der Zusammengehörigkeit der beiden Teile nicht entgegen. Dr. Karrenbrock ist Kunsthistoriker. Er muss es wissen.
Theo Rohjans

16. Der Tragaltar
Von April bis August 2010 fand im Museumsdorf in Cloppenburg die Ausstellung „Sacra Vasa“ statt. Ausgestellt wurden Schätze aus den katholischen Kirchen des Oldenburger Landes.
Ausgestellt war dort auch ein kleiner sogenannter „Tragaltar“ aus dem 11. Jahrhundert, dessen Maße nur 2,8x9x5,3 cm betragen. Die wertvollen Schnitzereien aus Walrosszahn auf den Längsseiten stellen wohl die zwölf Apostel dar. Im Zeitungsbericht der Münsterländischen Tageszeitung vom 1. Februar 2012 wurde mit der Kultusministerin Frau Dr. Wanka die Rückführung des 1913 an das heutige Oldenburgische Landesmuseum für Kunst und Kultur verkauften Tragaltars nach Friesoythe diskutiert.

50

 

 

 

 

 

 

Im Ausstellungskatalog heißt es dazu auf Seite 72: „ …dass der Tragaltar 1651 nach Friesoythe gelangte, als der Kirche anlässlich einer Visitation …ein Tragaltrar übergeben wurde“
Diese Einschätzung beruht auf einer schriftlichen Randnotiz auf Seite 53 am Rande des lateinischen Original-Visitationsberichts des Osnabrücker Fürstbischofs zur St.-Marien-Kirche in Friesoythe von 1651.
Im Jahre 1664 wurde von Münster eine Visitation der Vitus Kirche in Altenoythe durchgeführt.
Der Altenoyther Pastor Hanschen macht im Visitationsbericht (aus „Beiträge zur Geschichte von Altenoythe“ von Alfons Schröder) die folgenden Angaben:
- „Patron der Kirche von Altenoythe ist der hl. Märtyrer Vitus….Unsere Kirche ist eine Mutterkirche. Ihre Filiale ist die Kapelle zur seligen Jungfrau Maria in Friesoythe.“ (Seite 64)
- „…auf dem Hochaltar wird ein Tragaltar verwandt.“ (Seite 66)
- Der Name des (Anm.: Friesoyther) Kaplans bzw. Vizepastors ist Rudolph Kremling. Auf Grund gemeinsamer Vereinbarung in Osnabrück hat er beim Pastor freien Tisch, 25 Reichstaler, Licht zum Studieren, Besorgung der Wäsche und die Hälfte von dem, was in der Mutterkirche zu Altenoythe an Accidentalien (Anm.: anfallende Kleinigkeiten) aufkommt. (Seite 70)
- (Der Vizepastor) zelebriert an den Sonntagen und predigt dann. Einmal im Monat predigt er in der Kapelle in Bösel und einmal im Vierteljahr hält er dort auch die Messe, wozu er die Paramente und den Tragaltar aus der (Altenoyther) Kirche mitnimmt.
Hieraus ist nun zu entnehmen, dass Friesoythe 1664 nicht bzw. nicht mehr selbständig war.
Die endgültige Abpfarrung Friesoythes erfolgte wohl erst 1679. Bei Karl Willoh in „Die katholischen Pfarreien im Herzogtum Oldenburg“ heißt es im Rahmen der Visitation von 1651 auf Seite 487 zum Zustand er katholischen Gemeinde in Friesoythe zu dieser Zeit:
- Es werden hier luthersche Bücher verkauft.
- Rechnungsablage geschieht im Bureau des Magistrats, nur einmal bin ich als Pastor hinzugezogen (worden).
- In Friesoythe ist kein Pfarrhaus. Tausende hat man ausgegeben, die zur Zerstörung des katholischen Glaubens gedient haben.
Der Friesoyther Kaplan musste sich also 1664 des Altenoyther Tragaltars bedienen um in Bösel die Messe zu feiern.
Vermutlich handelt es sich hierbei also um den gesuchten Tragaltar.
Theo Rohjans

 

17. St. Vitus Friesoythe

Der evangelische Pfarrer Uwe Löwensen muss wohl schon etwas geahnt haben, als er im Jahre 2002 die altehrwürdige Altenoyther St.Vitus Kirche der Stadt Friesoythe zuordnete.

Die Übernahme der Vitus-Gemeinde Altenoythe durch die Marien-Gemeinde Friesoythe fand erst im Jahre 2008 statt.

 

36

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Diese stimmungsvolle Weihnachtskarte wurde vom Postgeschichtlichen Museum im Auftrag der Stadt Friesoythe herausgegeben.

Gesehen von Theo Rohjans

 

18. Portal undicht

 

430     429

Portal Anschluß rechts und links. Links Wasserschaden.

Durchs Portal der Vitus-Kirche scheint nicht nur die Sonne, es regnet auch durch. (Aktueller Zustand!)

Hier befindet sich die kunsthistorisch bedeutende Kreuzigungsgruppe aus der Zeit um 1440.

Eine Begehung des Architekturbüros De Angelis hatte ergeben, dass in der Vitus-Kirche angeblich kein Instandsetzungsbedarf besteht.

 

 

19. Der Altenoyther Barockaltar in Löningen

Bild (58)

 

Für die Lesbarkeit Texte bitte mit Linksmaus anklicken

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (61)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (62)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Drehtabernakel

Bild (59)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zeichnung von Inge Gintner geb. Rohjans damals 17 Jahre

Bild (60)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aus Dit un Dat Nr. 7 1995

Bild (90)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Barocke Hochaltar bis 1958 in Der altenoyther Vitus Kirche. (Kalender des H.V. Altenoythe)

Um Leserlichkeit zu verbessern bitte mit Linksmaus anklicken

 

20. Die Kellergrabsteinplatte

Bild (75)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (72)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (71)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (73)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Der Text ist teilweise überholt. Siehe Punkt 4. :  Die Grabplatte der Anna von Kobrink.

Die Grabplatte vor dem Portal hatte als Grabstätte für Pastor Gerhard Jannink gedient.

21. Die Ähnlichkeit mit dänischen Kirchen

Bild (93)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Korr. Pfarrer Henricus Hanke

Bild (94)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (95)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (96)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bild (97)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Dit un Dat 1995 Nr.7

 

22. Die Altenoyther Kirche im Laufe der Jahrhunderte

                                                                                                                                                             um  800

Nach Grabungsergebnissen des Bezirksarchäologen Dr. Dieter Zoller wurde die Gründungskirche ((1) Seite 2) im 9.-10. Jahrhundert  erbaut.

Sie besaß bereits das „Sepulturrecht“ ((3)Seite 185), d.h. das Recht, Beerdigungen vorzunehmen.

Von Dr. Zoller wurden Pfostengruben und Lehmestrich als Bodenbefestigung der Holzkirche freigelegt.

Die Holzkirche fiel einem Brand zum Opfer, zu erkennen am z.T. durch den Brand „verziegelten“ Lehmboden. ((2) Seite 5). Das war im Übrigen bei den Urkichen aus Holz des Öfteren der Fall. Die Grundfläche der Kirche betrug

9,oo m x 5,oo m. ((3) Seite 166).

Die hier vorgenommene Datierung „um 8oo“((1) 1. Seite) ergibt sich u. a. daraus, dass der älteste Fund, eine Kugeltopfscherbe als Datierungsfund ins 9. Jahrhundert datiert wird und sich unterhalb dieser Scherbe noch zwei weitere Lehmestrichschichten befinden ((3) Seite 167).

“ Die Holzkirche ist … einige Male …restauriert worden.“((3) Seite 185).

1

1a

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Zum Verständnis: Der dunkel eingezeichnete Grundriss gibt den Bauzustand im jeweiligen Jahrhundert wieder.

 

11. Jahrhundert

 

Im 11. Jahrhundert fand der Umbau der Holzkirche in eine einschiffige  Rechteck-Einraumkirche in Quadermauerwerk aus Findlingen im romanischen Stil statt. ((3) Seite 185  und  (2) 5. Seite)

Die Fensterlaibungen bestanden bzw. bestehen noch heute aus Raseneisenerz ((3) Seite 185).

Die Findlingskirche wurde an der gleichen Stelle wie die abgebrannte  Holzkirche errichtet ((2) Seite 4 unten, Teil Baugeschichte).
2

2a

Zum Vergrößern von Ansichten und Grundrissen 1x Linksmausklick

12. Jahrhundert

Im Westen wurde ein romanischer Turm angebaut.

Die Dachhaut bestand ursprünglich aus Schiefer (heute Eichenschindeln).

Im Osten wurde die Kirche durch eine gestelzte Apsis als Altarraum ergänzt.

3

3a

 

13./14.  Jahrhundert

Die Außenwände wurden mit drei verschiedenen Sorten von Backsteinen im Klosterformat erhöht und der „Saal“ erhielt (drei) Gewölbe.

Die Raseneisenerz-Fenster wurden zugemauert, weil sie mit der Einteilung der Gewölbe nicht in Einklang zu bringen waren,

Die Saalkirche wurde um ein „Joch“ (durch innenliegende Stützmauern gehaltenes Gewölbeteil) verlängert. Das neu hinzugekommene Joch war als Chorraum (hier feiert der Geistliche die Messe) in Funktion. Daher befinden sich noch heute hier die Nischen für die Meßgeräte.

Nach dem Grabungsbericht von Dr. Zoller fanden die Arbeiten im 13/14. Jahrhundert statt ((5) Seite 13 u. 14). Das neue Gewölbe wurde lt. Fa. Ochsenfahrt  (Renovierung der Wandmalereinen und Fresken) um das Jahr 1270 ((6) Seite 3) ausgemalt.

Die Granitquader aus dem Abbruch der alten Ostwand mit Apsis wurden für den neuen Anbau wiederverwendet.

4

4a

       15. Jahrhundert

Der jetzige Polygon-Chor aus Backstein im Osten der Kirche wurde Ende des 15. Jahrhunderts vor das Joch 3 gesetzt. Es ist spätgotisch und enthält ebenfalls ein Gewölbe. Das Fenster an der Spitze der Ostseite wurde „später“ wieder zugemauert.

5

5a

 16. Jahrhundert

Die Sakristei wurde angebaut ((2) Seite 6)

Im Jahre 1669 wurde die Sakristei im Visitationsbericht (eine Art Bestandsaufnahme zum Besuch eines Beauftragten des Bischofs) erwähnt ((4) Seite 67).

6

6a

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            17./18. Jahrhundert

Zur Zeit der Visitation 1669 stand neben dem Kirchturm noch ein zweiter Turm ((4)Seite 67) aus Holz, der bis 1785 (7) als Glockenturm genutzt wurde. Der eigentliche Hauptturm war, möglicherweise durch Einwirkung des 30-Jährigen Krieges (Schlacht von Altenoythe 1623) stark rissig geworden. Der zweite Turm stand dort, wo sich heute das Grab von Pastor Bünger befindet (7).

An der Nordseite des Kirchsaales wurde lt. Visitationsbericht von 1669 ((4) Seite 67, Punkt 11) einiges Zeit vor Erstellung des Berichts („erst kürzlich“) eine Stützmauer  bzw. Säule als Aussteifung errichtet.

Vermutlich steht der gleich neben dieser Stelle gefundene Maueranker mit der darauf eingeprägten Jahreszahl 1665 mit dieser Reparatur- bzw. Verstärkungsarbeit in Verbindung.

7

7a

 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert, die genaue Jahreszahl befindet sich an der südlichen Innenseite des Portals über der Eingangstür in Granit gemeißelt, wurde ein schützendes Eingangshäuschen als Windfang gebaut.

-Der defekte, rissige Glockenturm war 1785 (7) repariert, teilweise neu aufgemauert und dabei vermutlich ebenso wie das Spitzdach des Turms um einige Meter erhöht worden. Der zweite Turm war damit überflüssig geworden.-

8

8a

-Nachbemerkung:

Im 20. Jahrhundert fanden folgende Reparaturen und Renovierungen statt:

1947:  Glockenturm

1957:  Dach und Gewölbemalereien

1975-1977: Renovierung unter Leitung des bischöflichen Kunstpflegers Guido Große-Bogmann

1986/1987: 2. Renovierungsphase.

 

Literaturnachweis:

(1) Der 10-seitige Kirchenführer „St. Vitus Altenoythe“ als Broschüre herausgegeben von der „Katholischen Kirchengemeinde St. Vitus. Text: Sr. Maria Editha van Wüllen u. Pfarrer Leo Simon.

(2)  44-seitiger Kirchenführer „ St.-Vitus Altenoythe; Renovierung, Chorgestaltung“  Text:  Manfred Beier Oldenburg. Fotos Fa. Ochsenfarth , Angelis + Partner

(3) „Archäologische Untersuchungen in der St. Vitus-Kirche  zu Altenoythe“ von Dr. Dieter Zoller im „Jahrbuch für das Oldenburger Münsterland 1990“

(4) „Beiträge zur Geschichte von Altenoythe“ von Alfons Schröder. Schriftliche Arbeit zum Lehramt an Realschulen 1973.

(5) Umdruck „St.  Vitus Altenoythe, Dokumentation“  Verfasser: Angelis und Partner.

(6) Umdruck „ Katholische Kirche St. Vitus. Konservierung und Restaurierung der spätgotischen Wand- und Gewölbemalereien“, Fa. Ochsenfahrt Restaurierungen, Paderborn.

(7) Heimatblätter, Beiträge der Oldenburgischen Volkszeitung Vechta, Jahrgang 1956  Nr. 8 Seite 4.Verfasser: Lehrer Hermann Meyer .

Theo Rohjans

 

 

 23. Interessantes über die Pfarre zu Eute” nach Visitationsberichten aus dem 17. Jahrhundert

 

Interessantes über die „Pfarre zu Eute“ nach Visitationsberichten aus dem 17. Jahrhundert

 

Das 17. Jahrhundert war für Altenoythe eine besonders wichtige und prägende Zeit.

In dieser Zeit wütete der 30-jährige Krieg mit der Schlacht von Altenoythe. Es war die protestantische Zeit und die Zeit der Rekatholisierung. 1666 herrschte die Pest.

Der Altenoyther Kaplan Raker verstarb dann als Pastor von Barßel an der Pest. (1).

Und schließlich erfolgte im 17. Jahrhundert die endgültige Abpfarrung der Kapellengemeinde Friesoythe.

Zuvor hatte für die Entwicklung Altenoythes wohl nur der Brand von 1489, bei dem 50 Häuser, vermutlich durch Auseinandersetzungen mit Beteiligung des Grafen Gerd von Oldenburg

verbrannten, einen derartigen Einschnitt dargestellt.

In Altenoythe gab es zudem die Besonderheit, dass kirchlicher und weltlicher Besitz in verschiedenen Händen waren. Im Jahre 1400 hatten die Bischöfe von Münster und Osnabrück

den Grafen von Tecklenburg besiegt, der versucht hatte, die früheren Besitztümer seines Vaters zurückzuerobern und dabei sogar den Hof Eggershausen von der Lehnspflicht befreit hatte.

Die weltliche Macht besass der Bischof von Münster, während der Bischof von Osnabrück die geistliche Macht innehatte. Dieser Zustand dauerte bis 1668 an.

Um sich einen Überblick  über die schwierigen Umstände zu verschaffen, ließ der Fürstbischof von Osnabrück zwischen 1619 und 1656 zahlreiche Visitationen zumeist durch seinen Generalkommissar durchführen.

Die Ergebnisse wurden in sogenannten Visitationsberichten festgehalten.

Ab 1667 erfolgten die Visitationen dann durch Münster. 1667 war nach Verhandlungen und Zahlung von 10000 Reichstalern auch die kirchliche Macht an Münster gelangt.

Nun erst konnte Bischof Christoff Bernhard von Galen die Gegenreformation mit Macht durchsetzen, die bereits vor Ausbruch des 30-jährigen Krieges – nämlich schon im Jahre 1613 – angestanden hatte.

Am 28. Oktober 1668, dem Apostelfest wurde Altenoythe im Gottesdienst der neue (katholische) Status verkündet. Damit hatte sich die Pfarre Oythe über 100 Jahre weitgehend unter starkem evangelischem Einfluß befunden.

Interessante Einzelheiten lassen sich insbesondere in den Visitationsberichten finden:

1618 wurde Franz Wygermann (2) in Altenoythe als Pastor eingeführt unter Zustimmung des Abtes von Corwey, dessen Zustimmung zu dieser Zeit noch erforderlich war. Um Friesoythe zu rekatholisieren hielt man es für richtig,

auf ein eigenes Pfarrsystem in Friesoythe hinzuarbeiten. Zu diesem Zweck kam zur Sonntaggsmesse ein Geistlicher (Pater Judokus) aus Vechta. Er beklagte sich sehr über die Friesoyther, er werde mit der Feuerwaffe

angegriffen und verfolgt.Während des Gottesdienstes werde in der Kirche laut gelacht usw. (2)

Franz Wygermann nannte sich 1618 in seinem Revers ( Amtsbestätigung)  Pastor „zu Eute“, da Friesoythe zu dieser Zeit zweifelsfrei eine Filiale von Altenoythe war. Er unterschrieb auch weiterhin in dieser Schreibweise, um damit auszudrücken,

dass er sich weiterhin als Pastor einer Pfarre im Sinne einer „Großgemeinde“ Eute (Altenoythe) betrachtete. Der in Friesoythe amtierende Jesuit Jodokus  stellte fest, dass der Pastor Wygermann im Advent keine Hostien gehabt hatte.

„Er fand diesen betrunken vor.“ Bei der Visitation 1619 musste der Generalkommissar Hartmann Wygermann  nochmals wegen seiner großen Neigung  zum Alkohol zur Rede stellen.

Wygermann wies darauf hin, dass er ohne (die Einnahmen aus) Friesoythe  nicht leben könnte und er die Pfarre Altenoythe übernommen habe, in der Voraussicht, dass Friesoythe damit verbunden bleibe.

Wygermann blieb bis 1622 Pastor und  betreute bis dahin auch Friesoythe.

Als der Generalkommissar Hartmann 1619 wieder Visitation hielt, verfügte er dass dem Pastor von Altenoythe weiter das Präsentationsrecht und die Einnahmen aus Friesoythe zuständen.

1620 protestierte Pastor Wygermann anlässlich der Visitation gegen eine Abpfarrung  von Friesoythe  und eine Zusammenlegung der derzeitigen Kapellengemeinde Friesoythe mit der Kirchgemeinde Altenoythe.

Begründet hatte man die Abpfarrung unter anderem damit, dass in der Stadt eine Menge vom Glauben und Religion abgefallen seien (3).

Vom Richter Tameling erfuhr Generalkommissar Hartmann, dass die „Wiesengelder“ (Pachten) der Kirche in Altenoythe zu Trinkgelagen verwendet worden waren. Während eigentlich für Unkosten nur

4 Reichsthaler ausgegeben werden durften, waren 112,5 Reichsthaler ausgegeben worden.(3)

Bei der Visitation im Jahre 1630 durchgeführt vom Generalkommisar Nikolartius zeigte sich der Pastor Cappius  in „seltsamer Unwissenheit“, so dass ihm aufgegeben wurde, sich von neuem

approbieren (zulassen) zu lassen. Bei dieser Visitation wird  auch die Kapelle in Bösel erwähnt, „wohin der Pastor einmal im Monat zur Predigt fährt und dafür 20 Scheffel Getreide (ein Oldenburger

Scheffel = 53 Liter also etwa 1060 Liter) erhält.“

Das Protokoll über die Visitation 1630 besagt, Joannis Cappius ist nicht Pastor sondern nur Rektor, im Sinne von Verwalter, der Pfarre. Die Toten wurden ohne heilige Messe begraben, keine Katechese,

keine letzte Ölung. Kirche und Kirchhof sind entweiht.

Anlässlich der Visitation von 1631 wurde nochmals die Trennung von Friesoythe angeordnet. Dies unterblieb wohl wegen der einbrechenden Schwedenzeit.

Im Visitationsprotokoll von 1651 wird festgehalten, dass nur ein Messgewand vorhanden sei und der Kirchhof infolge des Krieges entweiht sei. (4) Der Glockenturm war 1623 beschädigt

und ein hölzerner Glockenstuhl errichtet worden.

In der Visitation von 1656 in Friesoythe wird festgestellt, dass die Einkünfte aus Vikarien in Tenstedt pauschal an die Meistbietenden für 64 Reichsthaler versteigert worden waren.

Pastor Hanschen unterschrieb mit „Pastor nominalis friesoyte“, was soviel wie „Pastor dem Namen nach“ als auch „als Pastor benannt“ heißen könnte.

Im Visitationsbericht von 1669 wird die Kirche zu Friesoythe wieder als entweiht bezeichnet. Das Kirchportal drohte einzustürzen. „Der Kirchhof steht dem Vieh offen weil das Haus

des Küsters … unglücklich liegt. Von 746 Einwohnern kommunizieren 276 zu Ostern (5).

Von der Altenoyther Kirche wird 1669 im Visitationsbericht folgendes berichtet:

Von einem Ewigen Licht sind nur noch Spuren vorhanden. Im Hochaltar befindet sich ein Tragaltar. Das Glockenhaus steht getrennt und ist ganz mit Heu vollgestopft.

Die Visitation wurde von Generalvikar Johann Alpen durchgeführt

Gleich zu Beginn des Berichtes (5a) heißt es für die Kirche in Altenoythe: Ihre Filiale ist die Kapelle zur seligen Jungfrau Maria in Friesoythe. Danach wurde Friesoythe also

im Visitationsbericht von1669 lediglich als Kapellengemeinde betrachtet.

In der zur Pfarre Altenoythe gehörenden Kapellengemeinde Bösel hält im Winter ein Bauer Unterricht.

1674 ordnete der Fürstbischof von Münster Bernhard von Galen eine Mädchenschule für Friesoythe an, gegen die sich die Friesoyther sträubten und sich erst nach empfindlicher Bestrafung

durch den Fürstbischof fügten und ihre Kinder zur neuen Schule ließen(6).

Karl Willoh berichtet (7) in seinem Kommentar zu den Visitationen über das Sakramentenhäuschen  “… ist das Altenoyther Stück beim Abbruch nach Friesoythe gekommen,

denn es ist für Friesoythe etwas ungewöhnlich Gutes, da man dort sonst nichts als geschmacklose Arbeit trifft…“

In der Visitation von 1669 heißt es noch, die Altenoyther Kirche besitzt ein hohes Sakramentenhäuschen. Es ist aber nur noch der untere Teil vorhanden. (Bemerkung hierzu:

Durch eine maßstabsgetreue zeichnerische Zusammenführung beider Teile ohne die restauratorische Farbverfälschung des Altenoyther Teils müsste die Frage zu klären sein,

ob der obere Teil sich in Friesoythe befindet.)

Im Gewölbe und in der ganzen Kirche sind viele fromme Bilder, einige davon sind eitel und unziemlich anzusehen. (9)

Das Sakrament der hl. Firmung ist seit Menschengedenken nicht mehr gespendet worden. (10)

Drei Personen werden der Unzucht verdächtigt. Zur Zeit des Gottesdienstes sind die Wirtschaften nicht ausreichend geschlossen. Viele genügen nicht ihrer Pflicht, einmal im Jahr die

hl. Sakramente zu empfangen. An Sonn- und Festtagen kommen sie nicht früh genug zur Messe. Fast- und  Abstinenztage werden von vielen  (nur) wegen des Mangels an Fleisch gehalten.

Bei gewissen Pfarrangehörigen befürchte ich Exzesse. (11)

In der Bauernschaft Bösel wird (nur) im Winter auch einer als Lehrer  angenommen, den sie geschenkweise oder von Haus zu Haus mitessen lassen. (12)

Willoh gibt dazu zu bedenken:

Das Luthertum steckte dem Volk noch tief in den Gliedern, viele Geistliche waren  in den theologischen Wissenschaften wenig oder gar nicht erfahren (und) neigten bewusst oder unbewusst dem lutherschen Glauben zu.

Gab ein Geistlicher gute Versprechen auf einen an ihn gerichteten Tadel hin, dann musste man einstweilen in Erwartung besserer Zeiten ein Auge zudrücken. (13)

Zu beachten bleibt dabei, dass Visitationsberichte fast durchweg von tadelswerten Zuständen sprechen. Die guten und lobenswerten jedoch übergehen. Der Grund liegt in dem Zwecke, das Reformbedürfnis aufzuzeigen.

Es darf uns also nicht wundernehmen, wenn sie fast einer „chronique scandaleuse“ gleichen.(14)

Bei der oft angeführten  „Unkenntnis“ der Geistlichen muss man also berücksichtigen, dass es sich bei den Visitationen um Beurteilungen aus katholischer Sicht handelt während die Geistlichen im hiesigen Raum häufig

von der „evangelischen Zeit“ ( etwa von 1550 bis 1664) eher im evangelischen  „Ritus“ zuhause waren.

Willoh datiert die Trennung Friesoythes  von Altenoythe auf der gleichen Seite in einer Fußnote auf das Ende des 17. Jahrhunderts. Willoh schreibt (8): Die katholische Abtei Corvey ließ auch in der sogenannten

lutherischen Zeit von Ihrer Forderung, die katholische Religion zu lehren … nicht ab. Aber der Präsentierte (Pastor) unterschrieb katholisch und handelte und lehrte lutherisch.

Der Widerstand des Pastors Wygermann, die Zerstörung im 30-jährigen Krieg und die damit einhergehende Verarmung der von Altenoythe und Friesoythe, der fehlende Neubau  des versprochenen Pastorenhauses in

Friesoythe und vor allem die nicht erfolgte Rekatholisierung, haben die Abpfarrung Friesoythes verhindert.

Die Besetzung durch die Schweden (Schwedenzeit) tat ein Übriges und von einem „Teilpastorat“ konnten und wollten die Pastöre nicht leben.

So fand die faktische Abpfarrung Friesoythes nicht 1619 sondern demnach erst mit der Trennung 60 Jahre später im Jahre 1679 statt.

Theo Rohjans

 

1)  NWZ vom 26. 10.2021, Seite 10

(2) s. Seite 334  C.L. Niemann. Das Oldenburgische Münsterland. Verlag Schuster, Leer

(3) Niemann  S. 336

(4) Niemann S. 339

(5) Niemann S. 342

(5a) Seite 64  Alfons Schröder: Beiträge zur Geschichte von Altenoythe. Schriftliche Hausarbeit zur Prüfung für das Lehramt an Realschulen.

(6) Karl Willoh, Geschichte der katholischen Pfarreien im Herzogtum Oldenburg, Köln 1898

(7) Willoh S.7

(8) Willoh S.2 4

(9) Alfons Schröder : „Beiträge zur Geschichte  von Altenoythe Seite 66

(10) Alfons  Schröder Seite 71

(11) Alfons Schröder Seite 72

(12) Alfons Schröder Seite 73

(13) Willoh Seite 30

(14) Alfons Schröder Seite 82. Zitat aus W. Schwegmann „ Die Visitationen im Niederstift Münster“ (darin Seite 33)

 

 

 

Das Rubens-Gemälde in Bösel

Im Jahre 1836 weihte die Kapellengemeinde Bösel, die zu der Zeit noch zur Pfarrei Altenoythe gehörte, eine neue Kapelle ein.

Patronin der Kapelle wurde die hl. Cäcilia, während die Kapellengemeinde  weiterhin bis zur Abpfarrung von Altenoythe am 1.1.1874 weiterhin nach dem

hl. Martin benannt wurde. (1)

Hintergrund des Namenswechsels war die Unterstützung vom Großherzog von Oldenburg Paul Friedrich August und  dessen Frau Cäcilie zu deren Ehre die Kapelle

benannt wurde und die den Grundstein der Kapelle legte.

Auf Bitten eines Kapellen-Ausschusses spendete der Großherzog, der die Schenkung persönlich unterzeichnete, das Rubensgemälde als Altarbild.(1) Insgesamt stand der

Großherzog dem Kapellenneubau also mit großem Wohlwollen gegenüber, was sich nicht nur  durch die Finanzierung des Altars, ein Bargeschenk, die Grundsteinlegung  durch die

Großherzogin Cäcilie sondern nicht zuletzt aber auch durch die Spende des Altarbilds verdeutlichte.(1)

Rubens Grafik

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

           

Peter Paul Rubens: Christus mit dem Kreuz

 

Die alte St. Martin Kapelle wurde im Jahre 1836 abgerissen. Mit Begeisterung war das großherzogliche Geschenk für Altar und Altarbild aufgenommen worden!

Aber ist das Altarbild des flämischen Meisters Peter Paul Rubens (1577-1640) auch tatsächlich echt?

 

Das Gemälde „ Christus mit dem Kreuz“ stammt aus einer Bildfolge von 13 Gemälden bestehend aus Christus  und den 12 Aposteln. Diese Bildfolge beruht auf einer

Legende aus dem 4./5. Jahrhundert, der zufolge Christus die Aposteln nach Pfingsten zur Missionierung in die Welt schickte. Die gesamte Bildfolge als Ganzes existiert

noch in Rom und in Stanz (Schweiz).

Zwölfteilig,  ohne die Christusfigur, hängt die Bildfolge im Prado-Museum in Madrid.Die Christusfigur allein, ohne die zwölf Apostel ist noch in Hannover, Wien, Ottawa (Kanada)

und in Bösel erhalten, so dass es insgesamt noch sechs Einzel- Ausführungen gibt.

Die größte Ähnlichkeit zeigen die Gemälde mit der Christusfigur in Stans und Bösel.

Beide zeigen ein rotes Tuch und Christus hält die rechte Hand vorne oben an ein T-förmiges Kreuz. Eine Dornenkrone  und Wundmale gibt es nicht.

Rubens hatte seine Werkstatt im flämischen Antwerpen. In den  Malerwerkstätten zu jener Zeit wurden die Gemälde vom Meister vorgezeichnet und arbeitsteilig von Mitarbeitern ausgeführt

und dann wurde vielleicht  vom Meister zum Schluss nochmals Hand angelegt. Durch diese  Arbeitsweise konnten die besonders begehrten und beliebten Bilder des Meisters in größerer Anzahl und

günstiger hergestellt werden.

Solche Bilder werden aber als echte Rubens angesehen.

Auf dem Böseler Gemälde befinden sich zudem ähnliche Korrekturen auf der

letzten Malschicht, wie sie dem Christusbild aus Stans (Schweiz) Peter Paul Rubens persönlich zugeschrieben werden.

„Auch die technologischen Untersuchungen unter anderem in der Kunstakademie Stuttgart lassen nun den Schluss zu, dass es sich bei der der Böseler Tafel um eine Arbeit der Rubens–Werkstatt handelt.“(3)

Das Gemälde besteht aus drei nebeneinander liegenden Eichenbrettern aus dem  Baltikum. Dendrochronologische Untersuchungen (dabei wird das Holzalter aus Vergleich mit der dichte von

Jahresringen anderer Bäume ermittelt) ergaben, dass für die Bretter eine Bemalung nach “1613“ anzusetzen ist und damit genau in der Schaffensperiode von Peter Paul Rubens liegt.

Der vergoldete Rahmen wurde restauriert und das Gemälde wird in einer unauffälligen  „Klimavitrine“ geschützt.

Man muss also nicht nach Rom oder Madrid reisen, um einen echten Rubens zu bewundern … und katholische Kirchen sind ganztags geöffnet!

Theo Rohjans

(1) Aloys Gelhaus. Volkstum und Landschaft. Beiblatt zur Münsterländischen Tageszeitung vom 24.05.2017 Seite 5.

(2)  Gutachten Dr. Ursula Hartung, Kunsthistorikerin und Sachverständige für niederländische Malerei des 16. Und 17. Jahrhunderts.

(3) Marita Schlüter Restauratorin